Ich verschenke Zeit
Stellt euch vor, da meldet sich bei euch ein Typ und sagt: „Ich schenke dir Zeit. Ich erledige einen Teil deiner Arbeit – ehrenamtlich und unentgeltlich.“
Was ist eure erste Reaktion?
Freude, Dankbarkeit oder doch eher Misstrauen und Unverständnis?
Vielleicht würdet ihr es aber so machen, wie die Behörde, die ich angeschrieben habe – ihr ignoriert das Angebot und hofft, der Typ lässt euch endlich in Ruhe.
Damit wir uns nicht falsch verstehen! Ich will diese Behörde weder anklagen noch an den Pranger stellen. Ich möchte es einfach nur verstehen.
Das älteste Kieler Rentenbuch
Das älteste Kieler Rentenbuch ist eines der ältesten erhaltenen Dokumente aus dem 14./15. Jh.
Bereits 1893 erteilt die Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte e.V. den Auftrag an Dr. Phil. Chr. Reuter, das Rentenbuch neu zu erfassen und so für die Nachwelt zu erhalten und zumindest den Text für alle Interessierten zugänglich zu machen.
Inzwischen ist diese Ausgabe von Reuter natürlich nur noch im Antiquariat – mit viel Glück – erhältlich.
Im Jahr 2020 veröffentlicht die Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte e.V. dann das Kieler Urkundenbuch. So bleibt zumindest der Text – wieder einmal – zugänglich und kann für Recherchen genutzt werden.
Leider wird auch in dieser Ausgabe gänzlich auf gescannte Originale verzichtet.
Welchen Wert hat ein Digitalisat?
Zu Recht kann man fragen, was die gescannten Originale für einen Unterschied machen? Die meisten von uns können die alten Handschriften nicht entziffern, geschweige denn übersetzen.
Für das Projekt „Kiel1242“ – an das besagte Behörde ebenfalls kein explizites Interesse zeigt – ist es insofern interessant, als sich viele Menschen immersiv ein zerstörtes Rathaus anschauen können, in dem immersiv, nicht frei zugängliche Dokumente „in die Hand“ genommen werden können.
Mir reicht das als Begründung.
Mein Angebot, ehrenamtlich und unentgeltlich – unter Anleitung und Aufsicht – das älteste Kieler Rentenbuch einzuscannen, bleibt bestehen.